VÖPE in Die Presse am Fr, 20.05.2022 zum Thema: Das Parlament dem Volk?

Unter anderen wurde auch unser Vizepräsident Peter Ulm zum Thema "Umnutzungen" zu Wort gebeten. Wenn es um die Revitalisierung ausgedienter oder desolater Gebäude geht, könne man künftig durchaus auch ungewöhnlichere Wege einschlagen, meinen einige Experten. Das schließe aktuelle Planungsprozesse mit ein.

Das Parlament dem Volk?

Umnutzungen. Wenn es um die Revitalisierung ausgedienter oder desolater Gebäude geht, könne man künftig durchaus auch ungewöhnlichere Wege einschlagen, meint so mancher Experte. Das schließe aktuelle Planungsprozesse mit ein.

Jedes Jahr kommen zahllose Gebäude und Liegenschaften an ihr natürliches Lebensende. Sie werden aussortiert, im schlimmsten Fall abgerissen, im besten revitalisiert und einer neuen Nutzung zugeführt. Nicht immer liegt es gleich auf der Hand, was damit geschehen soll – Einfluss haben Zustand, Lage, wirtschaftliche Entwicklung und nicht zuletzt der Zeitgeist. Experten, die sich mit dem Thema befassen, sind dabei auch um provokante Ideen nicht verlegen. Aus der Allianz-Arena könnte man beispielsweise einen Parkplatz machen”, meint Ronald Goigitzer, Geschäftsführer der Werbeagentur Goreeo, gibt aber gleichzeitig zu, dass das wohl nur die Fans der Wiener Austria begeistern würde.

Mehr öffentliche Räume
Peter Ulm, Vizepräsident der VÖPE – Die Lebensraumentwickler, könnte sich sogar ein neues Nutzungskonzept für das Parlamentsgebäude vorstellen: Ich frage mich, ob so ein tolles altes Gebäude wie das Parlament auf ewig den Nationalrat beherbergen muss? Dieser wäre in einem funktionellen und energieeffizienten Gebäude viel besser aufgehoben.” Solchen alten Kunstwerken” könnte man viel mehr Leben einflößen, wenn man sie den Menschen öffnen würde.” Das gleiche gelte auch für das ein oder andere Gebäude der öffentlichen Hand”.

In der Ankerbrotfabrik wird derzeit über die Nachnutzung einer alten stützenfreie Halle nachgedacht. Für diese hätte Samantha Riepl, Geschäftsführerin von Regio Plan, bereits eine Idee zwischen Entertainment und Nachhaltigkeit: Man könnte zukünftig durchaus unkonventionelle Nutzungsvarianten andenken und eine E-Kart-Halle daraus machen, kombiniert mit einem begrünten Rooftop, auf dem man den Abend ausklingen lassen könnte.” Zudem könnte das Dach auch zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden.

Überhaupt wird Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum ein Thema werden”, ist Alexander Kopecek, Vorstand der Wien 3420 AG, überzeugt. Das würde noch zu zahlreichen ungewöhnlichen Umnutzungen in den kommenden Jahren führen. Was ich immer besonders spannend finde, ist, wenn es Umnutzungen gibt, die in eine tote Ecke wieder Leben hineinbringen”, meint Markus Mendel, Geschäftsführer von EHL Investment Consulting. Dazu zählen für ihn Gastronomieangebote und coole Erlebnismöglichkeiten mit einer Entertainment-Area”. Grundsätzlich sei aber alles interessant, was aus etwas Langweiligem etwas Spannendes macht, betont Mendel. Damit ließe sich nicht nur Grätzeln wieder neues Leben einhauchen. Diese Belebung könnte ich mir auch bei einzelnen Büroimmobilien vorstellen.”

Apropos neues Leben. Im Zuge der abnehmenden Zahl an Kraftfahrzeugen im Urbanen Bereich wird sich in den kommenden Jahren mehr und mehr die Frage stellen, was mit den betonierten Plätzen passieren soll. Miyawaki-Wälder wären eine durchaus denkbare Alternative”, meint S-Immo-Vorstand Herwig Teufelsdorfer: 100 Quadratmeter eines asphaltierten Vorplatzes würden ausreichen.” Akira Miyawaki war ein japanischer Biologe, der sich sein Leben lang mit Waldarten und ihrer Anpassungsfähigkeit an Umwelt und Klima beschäftigt hat. Er entwickelte das Konzept der Mikrowälder auf kleinsten Flächen. Diese sind so angelegt, dass sie einer Pflanzenpopulation an einem bestimmten Ort ähneln, wo der Mensch noch nicht eingegriffen hat.

Vorausschauende Planungen
Um künftig den Problemen aus dem Weg zu gehen, die sich aus gebauten und nicht mehr nutzbaren Strukturen ergeben, meint Weronika Pilus – Head of Sales and Acquisitions Residential bei Signa Rem Transactions: Die Architekten und Projektentwicklungsteams werden sich zweifellos mehr über zukünftige Nutzungsarten Gedanken machen müssen. Sei es mit modularem Bauen oder flexiblen Lösungen.” Das gelte umso mehr, wenn Projekte entwickelt werden, die bereits jetzt ein absehbares Ablaufdatum haben, etwa Tiefgaragen. Vielleicht wäre es sinnvoll, statt einer Tiefgarage eine Hochgarage zu bauen. Wenn in 20 Jahren dann nur noch ein Bruchteil der Garagenplätze benötigt wird, könnte man daraus Büros, Serviceflächen oder Shoppingmöglichkeiten machen”, meint die Expertin.

VON WALTER SENK

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