Ohne den Einsatz der gewerblichen Bauträger würden in Wien mindestens 60.000 Wohnungen fehlen

Hätte der freifinanzierte Wohnbau in den Jahren ab 2014 nicht eine gewaltige Steigerung seines Outputs geschafft, wäre der Wohnungsmarkt heute stark unter Druck.

Im Immobilienstandard vom 21. Oktober 2023 wurde im Artikel „Kritik an Bauplänen für Wiener Nordwestbahnhof“ über die Stellungnahme des Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung zum Plandokument Nr. 8355 / Nordwestbahnhof berichtet: „Kritisiert wird aber auch, dass das riesige Areal nicht zu zwei Dritteln mit geförderten Wohnungen bebaut wird, sondern nur zu 60 Prozent“. Ausgangspunkt dafür war der Passus, dass der „freifinanzierte Wohnbau, der im Hinblick auf die aktuelle Marktlage und die soziale Leistbarkeit keinen überragenden Beitrag zur Wohnraumversorgung von Wien darstellt“.

Diese Formulierung lässt uns ratlos zurück. Von 2010 bis 2022 entstand in Wien durch die teils stark positive Bevölkerungsentwicklung ein zusätzlicher Wohnungsbedarf von mindestens 140.000 Wohnungen (tendenziell mehr durch nicht berücksichtigte Wohnungsabgänge). In diesem Zeitraum wurden von gewerblichen Bauträgern rund 110.000 von 160.000 bewilligten Wohnungen baureif entwickelt (siehe auch Abbildung). Insbesondere in den Zeiten des enorm starken Zuzugs von 2013 bis 2017 erhöhten die gewerblichen Bauträger ihren freifinanzierten Output auf dem bis dahin mäßig dynamischem Markt maßgeblich.

Abbildung: Baubewilligungen für Wohnungen in Wien und Bevölkerungsentwicklung seit 2010. Quelle: Statistik Austria

Es ist für uns ganz und gar nicht nachvollziehbar, was die Mitglieder des Fachbeirates unter „keinem überragenden Beitrag zur Wohnraumversorgung“ verstehen – insbesondere was mit „im Hinblick auf die aktuelle Marktlage“ zu verstehen ist. Fakt ist aber: uns würden heute mindestens 60.000 Wohnungen fehlen, hätte der freifinanzierte Wohnbau in den Jahren ab 2014 nicht diese Steigerung seines Outputs geschafft. Dies hätte gravierende negative Auswirkungen auf die Wohnraumversorgung in der Stadt Wien gehabt – insbesondere wäre die „soziale Leistbarkeit“ am Wiener Wohnungsmarkt durch massive Verknappung mit größter Wahrscheinlichkeit reduziert worden. Verglichen mit dem weitgehend konstanten Output der privaten, gemeinnützigen und öffentlichen Wohnungsbauwerber:innen im selben Beobachtungszeitraum, erscheint diese Leistung für uns subjektiv durchaus „überragend“.

Sebastian Beiglböck

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Download Stellungnahme zur gutächtlichen Stellungnahme des Fachbeirates für Stadtplanung und Stadtgestaltung zum Plan Nr. 8355 – FB 8460

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