“Große” Wiener Bauordnungsnovelle: Licht und Schatten

Die in Vorbereitung befindliche Novelle der Wiener Bauordnung beinhaltet - zumindest im Detail - umfassende Neuerungen. Einige davon begrüßen wir, andere wiederum konterkarieren die selbst gesteckten Ziele des Landes.

Nach einer Reihe kleinerer Novellen der Bauordnung für Wien soll mit vorliegendem Entwurf eine deutlich umfangreichere Novellierung erfolgen. Ziel des Landes Wien ist, damit den Herausforderungen der klimatischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre begegnen zu können und den in Gang gesetzten Klimaanpassungsprozessen Rechnung tragen zu können. Weitere Ziele der Novelle sind Verbesserungen für „qualitätsvolles und leistbares Wohnen“ sowie eine „Verfahrensbeschleunigung und -vereinfachung“. Die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler begrüßt eine Überarbeitung der Wiener Bauordnung und sieht im vorliegenden Entwurf in zahlreichen Bereichen, insbesondere in der Beförderung der nachhaltigen Entwicklung im Immobilienbereich, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem derzeitigen Zustand.

Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass die Potenziale, die die Bauordnung zur Erreichung der gesetzten Ziele bietet, aus unserer Sicht nicht annähernd ausgeschöpft wurden. Beispielhaft vermissen wir Inhalte zur Kreislaufwirtschaft und mehr Anreizsysteme zur nachhaltigen Transformation des Bau- und Immobiliensektors statt neuer Verbote und Regulierungen.

Insgesamt wird durch höhere Komplexität und neue Ermessensspielräume die für unsere Mitglieder so wichtige Planungs- und Rechtssicherheit geschwächt. Außerdem wurde mit der Novelle die Chance vertan endlich ein übersichtliches Regelwerk zu schaffen, das auch digital besser verarbeitbar ist als das bisherige Gesetz. Im Gegenteil wurde die Bauordnung mit unzähligen Verweisen, Unterpunkten und einem verklausulierten Stil über die Jahre zu einem schwer handhabbaren Ungetüm. Wir fordern den Gesetzgeber im Sinne der Verfahrensbeschleunigung und -vereinfachung und der Senkung der Wohnkosten daher auf, die Überarbeitung des Entwurfs der Novelle für eine deutliche Verschlankung und Verbesserung der Lesbarkeit sowie einer besseren digitalen Verarbeitbarkeit zu nutzen. Wir brauchen in Wien eine Bauordnung mit dezidiertem Bekenntnis zur Klimawandelanpassung und gleichzeitig eine, die benutzerfreundlich ist und Planungssicherheit gewährleistet!

Wir haben daher in diesem Sinne eine Stellungnahme im Begutachtungsverfahren zur Novelle eingebracht.

Download VÖPE-Stellungnahme im Begutachtungsverfahren zum Gesetz, mit dem die Bauordnung für Wien, das Wiener Kleingartengesetz 1996 und das Wiener Garagengesetz 2008 geändert werden (Bauordnungsnovelle 2023)

Download Gesetzesentwurf

Sebastian Beiglböck

Weiterlesen:

ImmoFokus (Print), 28.09.2023: Wiener Bauordnungsnovelle: Mehr Ambition wäre nachhaltiger gewesen 

Architektur Journal Wettbewerbe (Print), 11.09.2023: Schlechtes Zeugnis für Wiener Bauordnung

Immobilien Magazin (Print), 04.09.2023: Expertenmeinung der Lebensraumentwickler – Wiener Bauordnungsnovelle: Mehr Ambition wäre nachhaltiger gewesen

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