Die hohen Baukosten und ihre Folgen
Die hohen Baukosten sind aktuell das brennendste Thema unter den Lebensraumentwicklern. Die Zahlen der Statistik Austria von April zeigen, dass der Baukostenindex für den Wohnhaus- und Siedlungsbau um 16 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2021 angestiegen ist.
Die letzten 6 Jahre haben wir eine durchschnittliche jährliche Preissteigerung von 6 Prozent beobachtet. Nach einem ersten Schub durch die Pandemie und die Störung der globalen Lieferketten, ist durch die Ukraine-Krise und deren Einfluss auf die Rohstoffpreise der nächste Preistreiber hinzugekommen. Aber auch der jahrelange Bauboom sorgt durch die Gesetze von Angebot und Nachfrage für Preisanstiege. Bauträger ob gewerblich oder gemeinnützig, sind die, die Bauleistungen finanzieren und beauftragen, und naturgemäß besonders betroffen.
Die Folge: Fixpreise bei Baufirmen bzw. Generalunternehmern gibt es nicht mehr. Man ist schon froh, wenn man Teile der Auftragssumme im Vorfeld verbindlich vereinbaren kann.
Die hohen Wohnungserrichtungskosten offenbaren aber noch ein tiefergehendes Problem: Die Einkommen sind in den letzten Jahren nur im Bereich um die zwei Prozent gestiegen – in etwa auf dem Niveau der allgemeinen Teuerung. Wir müssen uns langsam die Frage stellen, wer noch Wohnungen kaufen oder mieten wird, die allein durch die Baupreisentwicklung im Schnitt jedes Jahr um 6 Prozent teurer werden?
Und da reden wir noch nicht von Grundstückskosten und steigender Nachfrage. Droht also ein Baustopp, weil sich niemand mehr Wohnraum leisten kann? Wollen wir optimistisch sein: mit abflauender Konjunktur und dem Überstehen der diversen Krisen werden die Marktkräfte wirken und Baupreise wieder nachgeben. Die Politik wäre in der jetzigen Situation gut beraten, nicht in den Markt einzugreifen, sondern dafür zu sorgen, dass den Menschen genug Nettoeinkommen zur Befriedigung ihrer Wohnbedürfnisse bleibt.
Insbesondere Wohnungseigentum schützt die Menschen bei steigenden Preisen und stagnierenden Einkommen. So sollte zum Beispiel eine selbst genutzte Eigentumswohnung, wie es gerade in Deutschland angedacht wird, steuerlich deutlich entlastet werden. Und auch über Grundbuch- und Vertragsgebühren wäre es jetzt an der Zeit zu diskutieren.
DI Sebastian Beiglböck, Geschäftsführer der VÖPE
Dieser Beitrag ist auch im Immobilienmagazin Ausgabe Juni 2022 erschienen.
https://www.clip.at/archivhades/V_PE_47167568/print/20220603/20220603122136_4230_5055752id81350.pdf