“Wohnwahnsinn” der AK – ein Appell

Und wieder einmal fährt die Arbeiterkammer gemeinsam mit dem ÖGB auf dem „Arbeit & Wirtschaft“-Blog gegen die gewerbliche “Immobranche“ pauschal ihre Geschütze auf: „Wohnwahnsinn: Hohe Mieten, hohe Ungleichheit!“, heißt es da.

Wir würden seit Jahren „üppige Sondergewinne“ machen. Die Gemeinnützigen, deren Mietbestandteile (zurecht!) ebenso gesetzlich der Inflation oder der inflationsbefeuerten Zinsentwicklung folgen, werden ausgespart – sei’s drum. Über das Wunder, wie man bei den derzeitigen Preisen mit Mietzinsreserven von 5,5 Milliarden Euro 263.000 Wohnungen thermisch sanieren könnte (entspricht ca. 210 Euro pro m² Wohnfläche), bleibt man genauere Erklärungen schuldig. Und über die Unsinnigkeit eines Mietendeckels haben wir ja an dieser Stelle bereits im Juli geschrieben – das erspare ich Ihnen.

Jetzt kann man nicht behaupten, dass es der Branche in den langen Jahren der Nullzinspolitik schlecht gegangen wäre – Stichwort Flucht ins „Betongold“. Doch in der jetzigen, prekären Situation mit steigenden Zinsen, explodierenden Bau- und Grundstückskosten und einem enorm unsicheren Marktumfeld von „üppigen Sondergewinnen“ zu schreiben, stößt zurecht viele Kolleginnen und Kollegen vor den Kopf.

Ohne Zweifel ist der steigende Aufwand für die Wohnkosten ein Problem, dem man sich als Gesellschaft stellen muss. Ja, die nicht regulierten Mieten sind über dem BIP gestiegen, wie die Arbeiterkammer beklagt – dafür gibt es eine Reihe guter Gründe. Allerdings: während das BIP seit 2008 um 37% gestiegen ist, konnte das verfügbare Einkommen je Erwerbstätigem im selben Zeitraum mit +22% nicht annähernd mithalten (Quelle: Statistik Austria). Auch im internationalen Vergleich verliert Österreich bei den Einkommen leider an Boden.

Daher ein Appell an Arbeiterkammer und ÖGB: Nehmt euch verstärkt der Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, anstatt euch an der Immobilienwirtschaft abzuarbeiten. Denn auch wir haben nichts davon, wenn sich einmal breite Bevölkerungsschichten das Wohnen nicht mehr leisten können.

Sebastian Beiglböck

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